Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
die heutige, äußere Stille in unserer Stadt und unserem Land am Karfreitag überdeckt die besorgniserregende Wirklichkeit. Aber auch die Besinnung auf das diesjährige Pessach-Fest der Juden, das bis Sonntag, den 20. April, andauert, und auf das Osterfest der Christen, leidet unter den schrecklichen Ereignissen in der Welt.
Ununterbrochene, in ihrer Brutalität kaum beschreibbare Angriffe der russischen Armee gegen die wehrlose Zivilbevölkerung der Ukraine und irrsinnige, unsägliches Leid verursachende Machtkämpfe zwischen Despoten und Milizen in der Mitte und im Nordosten Afrikas sowie der Raketenbeschuss der Huthis im Jemen gegen die internationale Schifffahrt u. v. a. m. halten die Völker in Atem.
Ebenso finden die hinterhältigen Terroranschläge der Hamas aus ihren Tunneln in Gaza auf Israel kein Ende.
Wir erinnern uns, der Krieg im Nahen Osten wurde am 07. Oktober 2023 durch einen beispiellosen, barbarischen Überfall der Hamas gegen Israel ausgelöst.
Die völkerrechtswidrigen Angriffe und Gewaltakte eines Staates gegen einen anderen sowie die jeweils zwangsläufig folgende Selbstverteidigung und Gegenwehr verursachen auf beiden Seiten Not und Elend bei den unschuldigen, ständig auf der Flucht befindlichen Menschen.
Was den Nahen Osten betrifft, speziell den Kampf Israels gegen die Hamas, spricht die UN-Organisation aktuell von der „wahrscheinlich schlimmsten humanitären Lage in Gaza seit 2023“. Zugleich sorgen derzeit tausende mutige Palästinenser im Gazastreifen mit ihren wiederholten, offenen Protesten gegen die Hamas für internationales Aufsehen. Sie fühlen sich von der Terrororganisation nicht mehr vertreten und wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ihre Proteste sind sehr gewagt, denn jeder, der bisher die Terrorgruppe kritisierte, musste mit sehr harten Strafen rechnen.
In vielen Städten Israels, so auch in Be’er Sheva, ist in der Bevölkerung der Protest gegen die derzeitige Regierung und die militärische Führung vernehmbar. Sie, die Regierung, habe es nicht „geschafft“, die noch immer in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln, ob tot oder lebend, zu befreien bzw. zurückzubringen. Zudem verlieren die Menschen die Hoffnung, dass durch weitere Bombardements des Gazastreifens der Krieg beendet werden könne.
Trotzdem geben wir die Hoffnung auf Veränderung nie auf. Sie ist der Boden, auf dem neues entstehen kann.
Der Freundeskreis Be’er Sheva (FKBS) begrüßt die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Tel Aviv.
Am 05. Mai 2025 kommt Ron Huldai, der Bürgermeister Tel Avivs, mit Kai Wegner, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin in der deutschen Hauptstadt zusammen, um eine aus der Sicht des FKBS längst fällige Städtepartnerschaft zu beschließen.
Schon in den ersten Wochen nach Beginn der 1. Intifada (Dezember 1987) äußerte der damalige, legendäre Bürgermeister Tel Avis, Generalmajor Shlomo Lahat, im Volksmund „Tschitsch“ genannt, den Wunsch nach einer Städtepartnerschaft mit Berlin. Diesen Wunsch wiederholte sein damaliger Stellvertreter Yigel Griffel, als er Andreas Ziegler und mir die von Katjuscha-Raketen völlig zerstörten Straßenzüge in den Orten Ayalon und Giv Atajim zeigte. Hier waren die Dächer der Häuser serienwiese den Raketen zum Opfer gefallen.
Damals tauchten zum ersten Mal Flugblätter der neugegründeten Widerstandsorganisation „Hamas“ auf.
Warum es so lange dauerte, bis Berlin sich zu diesem Schritt der Städtepartnerschaft entschloss, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch ein wesentlicher Grund für diese Beziehung soll sein, dass in Berlin der Holocaust von den Nazis beschlossen wurde und die Vernichtung von 6 Millionen Juden von hier ihren grausamen Lauf nahm. Und dass sich Berlin und Tel Aviv gegenseitig im Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland besser unterstützen können. Der FKBS freut sich über die neue Beziehung der beiden Hauptstädte.
Die nächste FKBS-Jahreshauptversammlung wird in Kürze bekanntgegeben. Herzlichen Gruß, auch im Namen des gesamten Vorstandes, und Shalom;
Arno Gerlach