Rundschreiben v. 27.01.22

An alle Mitglieder und Interessenten des Freundeskreis Beer Sheva

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
das Gedenken an die durch das Nazi-Regime gequälten und getöteten sechs Millionen Juden begehen wir nunmehr seit 77 Jahren.

Es ist gut, dass wir uns einmal im Jahr in besonderer Weise an die Befreiung der Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau erinnern. Ist das genug?

Die sorgfältige Aufarbeitung des Holocaust in Deutschland ist wichtig und ein notwendiger Prozess unserer demokratischen Identität.
Wir brauchen die Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte aber an allen Tagen des Jahres.

Nationalisten, Rechtsextremisten und Antisemiten sind in unserer Gesellschaft längst wieder unterwegs.
Sie sitzen als gewählte Vertreter ihrer Parteien sogar in Parlamenten, haben Rederecht und beanspruchen Mitbestimmung in der deutschen Politik.

Das Fundament des von Überlebenden des KZ Buchenwald bekräftigten Schwures „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus“ scheint gehörig ins Wanken zu geraten. Wie sonst ist zu erklären, dass ein AfD-Politiker im Zusammenhang mit dem in Berlin errichteten Denkmal für die ermordeten Juden in Europa äußern kann, dass die Deutschen das einzige Volk der Weltsind, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.

Die unverhohlenen Angriffe auf unsere Erinnerungskultur müssen uns wachrütteln. Sie treffen uns in einer sehr kritischen Phase unserer Geschichte. Überlebende unter den Opfern und Täter des Verbrechens sind bald nicht mehr unter uns. Zeugen können nicht mehr befragt, Schuldige nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden.

Umso mehr brauchen wir eine permanente Erinnerung, die auch künftige Generationen gegen Rechtspopulisten, Extremisten, Antisemiten und Holocaust-Leugner sensibilisiert und zu hoher Wachsamkeit mahnt.

Dazu diente auch die Gedenkveranstaltung am heutigen Abend in der Begegnungsstätte Alte Synagoge, in der an das Leid der vielen abtransportierten und ermordeten Wuppertaler Juden erinnert wurde.

Das Jubiläum 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschlandfand vor ca. 4 Wochen offiziell seinen Abschluss.

Mit der ansprechenden Shalom-Plakatierung der Schwebebahn konnten wir ein wirksames, öffentliches Zeichen

für Verständigung und Frieden sowie für unsere guten und festen Beziehungen zu unserer israelischen Partnerstadt Be’er Sheva setzen.

Auch für das bereits begonnene, neue Jahr planen wir entsprechende Aktivitäten. Wir freuen uns, 2022 ein weiteres Jubiläum begehen zu dürfen: 45 Jahre Städtepartnerschaft Wuppertal – Beer Sheva.

Ebenso werden sowohl eine traditionelle Gruppenreise nach Israel als auch die nächste FKBS-Exkursion nach Marseille vorbereitet und, soweit es die Entwicklung der Corona-Pandemie erlaubt, durchgeführt.
Genauere Informationen zum FKBS-Reiseprogramm folgen in Kürze.

Sobald Präsenzveranstaltungen wieder möglich sind, laden wir Sie zur wiederholt verschobenen Jahreshaupt- und Mitgliederversammlung ein.

Herzlichen Gruß, auch vom ganzen Vorstand, und Shalom;

Arno Gerlach