Rundschreiben v. 24.06.24 – Einladung zum Stadtjubiläum „95 Jahre Wuppertal“ am 29.06.24

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

am Ende eines heute mit mir geführten, langen Telefonats wurde ihre Stimme leise und resignierend. Ihre Tränen konnte sie kaum unterdrücken. Nach ihren Worten blieb uns beiden nur eine Weile des Schweigens.

„Meine Eltern sind vor den Gräueln der Nazis geflohen in das Land unserer Hoffnung, mit dem Blick auf ein befreites, sicheres Leben in Israel und mit der Zuversicht, dass ihre Kinder und Kindeskinder eine friedliche Zukunft erleben werden, ohne Diskriminierung, Verfolgung, Hass, Krieg und Tod, in einer neuen Welt. Und nun stehe ich hier und höre von meinen eigenen Kindern ́Mutti, wir wollen hier weg, weg von Israel ́. Nur, wohin? ́- Was sage ich ihnen?“

Ein anderer, alter israelischer Freund sagte mir ruhig und gefasst: Früher war ich als Israeli stolz auf meinen deutschen Pass. Er bedeutete mir viel. Aber heute nützt er mir nichts mehr. Die, vor denen wir aus Deutschland geflohen sind, kommen wieder und werden stärker. Woanders bin ich erneut ein Fremdling. Lass die Jungen gehen, wo sie ein besseres Leben finden. Wir, die Älteren, haben schon oft und lange genug Vertreibung, Flucht und Angst erlebt. Wir wollen nicht mehr weg. Wir können nicht mehr. Wir bleiben hier, was auch geschieht.

Solche und ähnliche Telefonate und Gespräche mit engen Freunden und guten Bekannten in unserer Partnerstadt Be’er Sheva stellen zwar nur einen kleinen Ausschnitt dar, sind m. E. jedoch ein Indiz für eine verbreitete Stimmung im ganzen Land. Äußerungen, die aus den Tiefen des Herzens kommen. Was bedeuten sie uns?

Viele haben ihr Leben in Israel nach dem seit fast 75 Jahren existierenden und zunehmenden Terrorismus als permanente Bedrohung aus allen Nachbarstaaten so gut es ging ausgerichtet, doch niemand dachte daran, einmal wieder Flüchtling, und das noch im eigenen Land zu werden.

In einem sind sich die meisten Israelis, egal welcher politischen Richtung einig. Sie haben kein Verständnis für i. E. dauerhafte, einseitige Verurteilungen durch die UNO, den IGH und andere internationale Organisationen, ohne dass die Verursacher des gegenwärtigen Krieges und des damit verbundenen Leids in der Zivilbevölkerung deutlich markiert und zur Rechenschaft gezogen werden.

Israel will Frieden, Frieden mit allen Nachbarn. Dieser kann und wird jedoch nur eine Chance haben, wenn jeder die Existenz des anderen anerkennt. Doch sowohl die Hamas, die Dschihadisten und die Hisbollah als auch die Huthis und der Iran erkennen die Existenz Israels nach wie vor nicht an.
Um dem Unkraut des Hasses und des Terrors die Nahrung zu entziehen, müssen die an ihrer Arbeit gehindert werden, die ihre Wurzeln permanent begießen.

Als Freundeskreis Beer Sheva (FKBS) treten wir für den Frieden für Israel und für die Palästinenser ein.
Die Hoffnung darauf geben wir nicht auf. Auch im Wissen, dass der Weg dorthin steinig und mühsam sein kann, setzen wir unsere Arbeit für internationale Verständigung und Vertrauen und gegen Antisemitismus unbeirrt fort.

Dies wollen wir erneut öffentlich bekunden mit unserer Teilnahme am besonderen

Stadtjubiläum 95 Jahre Wuppertal
mit dem traditionellen Langen Tischam 29. Juni 2024, ab 14 Uhr,
im Dorf der Städtepartnerschaften am Engelsgarten an der Westseite des Opernhauses.

Wir sind leicht zu finden und freuen uns auf Ihren Besuch. Willkommen!

Herzlichen Gruß, auch im Namen des Vorstandes, und Shalom;

Arno Gerlach